Damit der Klinikaufenthalt nicht im Pflegeheim endet
Verein „Unsere Brücke“ will Aktivitäten wieder verstärken – Wechsel an der Vorstandsspitze
Von Gerd Mägerle
Biberach
Hilfe für Patienten, die nach ihrer Entlassung aus der Klinik ihre Selbstsständigkeit im eigenen Haushalt erst wieder erlangen müssen – das hat sich der Verein „Unsere Brücke“ in Biberach seit seiner Gründung 2013 zum Ziel gesetzt. Die Corona-Pandemie, der Umzug der Biberacher Sana-Klinik an den neuen Standort sowie einige Personalwechsel haben die Aktivitäten zuletzt etwas gebremst. Nun soll es aber wieder richtig losgehen. Auch einen Wechsel an der Vereinsspitze gab es in der Zwischenzeit.
Seit seiner Gründung setzt sich der Förderverein „Unsere Brücke“ für Patienten ein, die nach stationärer Behandlung in der Klinik entlassen werden und Unterstützung zum Erhalt ihrer häuslichen Selbständigkeit benötigen. „Pflegefachkräfte der Sana-Klinik beraten die meist älteren Patienten zu Hause, wie sie mit Hilfsangeboten sozialer Dienstleister ihren Alltag weiterhin sicherstellen können“, sagt Alfred Groner, der den Vereinsvorsitz von Vereinsgründer Norbert Heni, dem früheren ärztlichen Direktor des Krankenhauses Ochsenhausen, übernommen hat.
„Nach dem Umzug in die neue Sana-Klinik wollen wir den Verein jetzt wieder stärker ins Bewusstsein der Ärzte und der Mitarbeitenden in der Pflege bringen“, sagt Groner. Dabei gehe es vor allem darum, während des Klinikaufenthalts die Patienten zu identifizieren, die zum Teil an chronischen Erkrankungen leiden und die nach der Entlassung zu Hause niemanden haben, der ihnen dabei hilft, die notwendigen Alltagskompetenzen wieder zu erlangen. „Das gehört eigentlich zum Entlassmanagement der Klinik, die betreffenden Patienten zu sehen und unseren Verein gegebenenfalls zu informieren, damit wir aktiv werden können“, so der Vorsitzende.
„Dabei geht es zunächst um scheinbar kleine hauswirtschaftliche Probleme wie waschen, kochen, saubermachen, Bett beziehen oder einkaufen“, sagt Groner. Hier können die sogenannten Brücken-Fachkräfte unterstützen. Aktuell verfügt der Verein über sieben, drei weitere befinden sich laut Groner in der Vorbereitung. Dabei handelt es sich um Krankenschwestern, die an der Sana-Klinik in Teilzeit arbeiten.
„Im günstigsten Fall lernen sie den betreffenden Patienten oder die betreffende Patientin bereits während ihres Klinikaufenthalts kennen“, so der Vorsitzende. „Anschließend kommen sie zu dem entlassenen Patienten nach Hause, sehen die dortigen Räumlichkeiten und können aus der Kennenlernphase heraus einschätzen, welche Art von Unterstützung die Person braucht.“ Selbstverständlich entscheidet der betreffende Patient vorab selbst, ob er das Angebot von „Unsere Brücke“ wahrnehmen will und muss zunächst die Erlaubnis erteilen, dass die Brücke-Fachkraft zu ihm oder ihr nach Hause kommen darf.
Groner verweist ausdrücklich darauf, dass es bei den Brücken-Fachkräften nicht um einen Pflegedienst handelt. „Unsere Fachkräfte besuchen den entlassenen Patienten zwei- bis dreimal zu Hause und beraten diesen umfänglich, welche Art von Unterstützungs- oder Pflegediensten er oder sie braucht und versuchen, diese zu vermitteln. Danach ist die Arbeit unseres Vereins abgeschlossen.“ Letztlich gehe es darum, eine vorzeitige Unterbringung in einem Pflegeheim hinauszuzögern oder sogar zu verhindern.
„Wir legen auch Wert darauf, dass die Krankenschwestern immer den Hausarzt des jeweiligen Patienten über ihren Einsatz informieren, damit dieser weiß, dass er die Aufgaben nicht übernehmen muss“, sagt Norbert Heni. Er hoffe, dass sich die Zahl der Einsätze jetzt nach dem Abflachen der Pandemie wieder steigern lasse. Angeboten werden die Einsätze aktuell hauptsächlich in Biberach und der näheren Umgebung. Brücken-Fachkräfte werden vom Verein mit 20 Euro pro Stunde entlohnt. Um dies sicherzustellen, ist der Verein auf Spenden angewiesen. „Im Moment sind wir so aufgestellt, dass wir den Betrieb für weitere zwei Jahre sicherstellen können“, sagt Groner. Für den Patienten ist die Leistung des Vereins kostenlos.
Bei der jüngsten Mitgliederversammlung wurde der Vereinsgründer Norbert Heni verabschiedet und zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Sein Nachfolger Alfred Groner dankte ihm für seinen ausgezeichneten Einsatz, die bestehende Versorgungslücke im nachstationären Bereich zu schließen.
Alfred Groner will sich künftig dafür einsetzen, dass in einer Vereinbarung zwischen Klinik, Pflegeversicherung, Land, Landkreis und dem Förderverein eine tragfähige Finanzierung zur langfristigen Sicherstellung dieser Leistungen geschaffen wird. Eine Verankerung im Sozialgesetzbuch wäre zweifellos das Fernziel.
Weitere Informationen findet man unter
www.unsere-bruecke.de